«Den Nachwuchs nachhaltig sichern»
Für Schweizer Unternehmen ist 2015 kein einfaches Geschäftsjahr. Michel Huber, HR Leitung der Galledia AG, einem national tätigen Medienunternehmen, über die aktuellen Herausforderungen in der Druckbranche und die strategische Personalplanung im Bereich Lernende.
personalSCHWEIZ: Herr Huber, der starke Franken macht es für Schweizer Produktionsbetriebe schwieriger, mit der Konkurrenz aus dem EURaum mitzuhalten. Wie haben Sie die Monate seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses erlebt?
Michel Huber: Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat die Bemühungen der Konkurrenz aus dem EU-Raum zusätzlich unterstützt. Unser Vorteil ist jedoch, dass wir uns bereits vor Jahren über das klassische Druckgeschäft hinaus mit weiteren Geschäftsfeldern diversifi zierter am Markt positioniert haben.
Die grossen Medienhäuser versuchen den wegbrechenden Print-Markt durch einen Ausbau des Online-Angebots zu kompensieren. Inwiefern spüren Sie diese Krise der Print-Medien?
Die Bemühungen der Medienhäuser, wegfallende Print-Umsätze mit Online- Produkten und Dienstleistungen zu kompensieren, betrachte ich als ein nachvollziehbares Medienverhalten. Meines Erachtens entsteht damit aber auch die Chance, nicht oder nur bedingt ausgeschöpfte Potenziale im vernetzten medialen Markt zu nutzen und zukunftsweisende Angebote zu entwickeln. Bei der Galledia-Gruppe haben wir diese strategische Richtung bereits im Jahr 2012 eingeschlagen, um uns entsprechend erfolgreich zu positionieren.
Ihre 260 Mitarbeitenden verteilen sich auf sechs Standorte in der Deutschschweiz. Was bedeutet diese dezentrale Organisation für die HR-Arbeit?
Unsere heutige HR-Organisation erlaubt es uns, die bedarfs- und bedürfnisorientierten Erwartungen an allen Standorten zu erfüllen. Entscheidend sind hier ein ausgereiftes Unternehmens- und Führungsverständnis sowie eine wertschöpfende Informatik mit zukunftsorientierten Kommunikations- und Kollaborationsplattformen.
Sie beschäftigen 21 Lernende. Was ist Ihnen im Bereich der Ausbildung wichtig?
Wichtig erscheint uns, dass wir nachhaltig ausbilden und eine Ausbildung mit interner Anschlussperspektive bieten. Im Zuge unserer Bildungsstrategie haben wir 2014 ein Konzept zur Nachwuchssicherung integriert. Diese sieht unter anderem eine strategische Personalplanung auch im Bereich Lernende vor.
Haben Sie aufgrund des Fachkräftemangels Probleme mit der Rekrutierung?
Im letzten Jahr hatten wir einigen Personalbedarf, der auf den Integrationsprozess der Galledia-Gruppe zurückzuführen war. Wir konnten den Bedarf bisher weitgehend problemlos decken, dennoch identifizieren wir im Bereich der Printmedienverarbeitung einen Mangel an qualifizierten Fachkräften. Zudem stellen wir fest, dass sich Tätigkeitsfelder in einzelnen Funktionen aufgrund von geänderten Anforderungen laufend verändern.
Die galledia-Gruppe ist 2012 aus einem Joint-Venture der Druckerei Flawil AG und der Rheintaler Druckerei und Verlag AG hervorgegangen. In den letzten drei Jahren gab es bei Ihnen weitere strukturelle Veränderungen. Welche Herausforderungen stellten sich bei diesen Change-Projekten aus HR-Sicht?
Die Herausforderungen bei Veränderungen sind vielschichtig. Im Rahmen der Unternehmensziele setzen wir uns als strategisch ausgerichtetes HRM zum Ziel, wirksame Prozesse und Instrumente zu entwickeln und diese zielgerichtet einzusetzen. Integrations- und Transformationsprozesse in Organisationen haben aber immer auch eine soziokulturelle Dimension. Diese gilt es zu begleiten, zu integrieren und auf eine optimale Organisation auszurichten.
Welche Projekte beschäftigen Ihre HR-Abteilung in naher Zukunft?
Aktuell sind wir daran, weitere strategieorientierte Personalentwicklungsinstrumente zu evaluieren. Weiter steht die Führungsentwicklung im Fokus. Personalpolitische Herausforderungen sehen wir mittelfristig in der zunehmenden Geschäftsdynamik, der Internationalisierung des Markts, dem demografi schen Wandel und den wachsenden Anforderungen an das Nachfolge- und das Diversity-Management.