Galledia Group «Aufstieg eines Medienhauses»

Die Galledia Group mit Sitz im Rheintal hat in sechs Jahren Umsatz und Zahl der Mitarbeiter verdoppelt. In diesem Jahr musste sie allerdings zwei Rückschläge verkraften. Wie das Unternehmen tickt, erklärt CEO Daniel Ettlinger.
Herr Ettlinger, Ihr Unternehmen gibt im Rheintal drei Lokalzeitungen heraus und wollte sich neben CH Media über das Rheintal hinaus in der Region als zweite Stimme etablieren: Galledia erwarb die Aktienmehrheit bei der Onlineplattform «Die Ostschweiz» und bewarb sich um eine Regionalfernseh-Konzession. Beide Projekte sind gescheitert. Geben Sie nun Ihre Wachstumsstrategie auf?
Daniel Ettlinger: Unsere Rechnung ging nicht auf, das ist so. «Die Ostschweiz» hat sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nicht durchgesetzt: Sie konnte sich über den Werbemarkt nicht finanzieren, und die Zahlen im Nutzermarkt waren nicht stark genug. Darum haben wir diese Publikation Anfang September leider stilllegen müssen. Die Fernsehkonzession blieb bei CH Media. Dass wir als Neueinsteiger das Nachsehen gegen einen erfahrenen Bewerber hatten, überrascht weniger. Aber wir
suchen weiterhin nach neuen publizistischen Möglichkeiten. Wir entwickeln gerade eine interessante Idee, mehr kann und will ich noch nicht verraten.
Kaufen Sie eine weitere Lokalzeitung, wie Sie es 2021 mit dem Erwerb des «Werdenberger & Obertoggenburger» getan haben?
Das schliessen wir derzeit aus. Es bietet sich aktuell auch keine Gelegenheit. Beim «Sarganserländer», der an unser Verbreitungsgebiet stösst, sind wir zwar mit 9 Prozent die grösste Aktionärin, wir pflegen einen partnerschaftlichen Austausch ohne irgendwelche Übernahmeabsichten. Sonst sind wir von CH Media umgeben, mit der wir ebenfalls eine gute Zusammenarbeit pflegen. Dennoch wollen wir unsere publizistische Position nach wie vor stärken, denn wir sind überzeugt, dass es eine zweite Stimme in der Region braucht. Auch wenn uns klar ist, dass wir im Vergleich zu CH Media immer der David bleiben werden.
Die grossen Medienhäuser schenken dem Lokalen immer weniger Beachtung. Das ist doch eine Chance.
Daran ist offenkundig etwas. Aber wir haben beim «Ostschweiz»-Projekt festgestellt, wie schwierig es ist, in einen anderen Raum vorzustossen. Am Ende muss sich ein solches Vorhaben aus sich selbst heraus finanzieren. Wir sind gut aufgestellt, aber finanziell nicht so potent, dass wir eine hohe Vorinvestition von einigen Millionen stemmen könnten.
Wie sind Ihre drei Lokalzeitungen «Der Rheintaler», «Rheintalische Volkszeitung» und «Werdenberger & Obertoggenburger» unterwegs? Wie hoch sind
die Auflagenverluste?
Wir verlieren wie alle anderen Auflage, aktuell beim «Rheintaler» etwa 4 bis 5 Prozent im Jahr inklusive E-Paper. Im lokalen Werbemarkt konnten wir uns bis Ende August auf Vorjahresniveau halten, im September schwächeln wir etwas. Was uns deutlich mehr zu schaffen macht, sind die nationalen Märkte, an die wir via CH Media und ihren Mantel angebunden sind. Hier verzeichneten wir bei einzelnen Monaten regelrechte Einbrüche. In diesem Jahr haben wir auch das erste Mal Schwierigkeiten bei unseren Fachzeitschriften. Es wird schwierig, die Vorjahresergebnisse zu erreichen.
Die Galledia Group hat in den vergangenen Jahren ein erstaunliches Wachstum hingelegt. Was sind die Gründe?
Organisch kann man in den Branchen, in denen wir tätig sind, nicht mehr wachsen. Wir legten daher 2018 eine neue Strategie fest und begegnen dieser Tatsache mit Akquisitionen und Beteiligungen. 2018 hatten wir drei Sparten – Druck, Fachmedien und Lokalzeitungen. 2021 kauften wir von Freicom Communications den Eventbereich, 2022 die Zürichsee Werbe AG. Letztere ist gewissermassen Goldbach im Kleinformat. Das hat uns einen Professionalisierungsschub gegeben – beim Vermarkten von Werbung und bei der Veranstaltung von Fachmessen und Fachtagungen, die für uns ebenfalls wichtig sind. Schliesslich sind wir mit der Mattenbach-Gruppe eine Kooperation eingegangen und haben in Flawil und Baar das Druckzentrum Schweiz realisiert. Es ging gerade eben am 1. September 2024 in Betrieb. Mattenbach und Galledia sind in der Schweiz die grössten Player im Bogenoffsetdruck. Im Druckbereich – dazu gehören ausserdem Digital- und Kleinoffsetdruck –beschäftigt Galledia am meisten Mitarbeiter, nämlich 200. Wir haben unserer Strategie also nachgelebt und in sechs Jahren den Umsatz von 40 Millionen auf 92 Millionen mehr als verdoppelt. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 200 auf 420 gewachsen.
Mehr dazu erfahren Sie im: Artikel «Schweizer Journalist»
Galledia-Gruppe: www.galledia.ch